Unsere Schutzpatenschaft

 

 

Durch das Projekt in Äthiopien „muss“ die Gemeinde 39 Euro im Monat spenden. Muss… Nicht selten schwirrt dieses Wort durch die Gedanken, wenn es an der Haustüre klingelt und „wieder“ eine Organisation um Spenden wirbt. 39 Euro… Das bedeuten 468 Euro im Jahr… Viel?…

 

Auf der Internetseite der Kindernothilfe finde ich einen Erfahrungsbericht von einer Reise durch Äthiopien 2019. Das Team traf in Ageni Fereda den 12-jährigen Adamluk. Seine eigene Mutter konnte ihn nicht mehr versorgen und so wurde Adamluk ein Jahr zuvor an einen neuen Besitzer „verpachtet“.

 

Was für uns in Deutschland vielleicht absurd klingt, ist jedoch beispielhaft für Tausende Kinder und Jugendliche, die von Kinderhandel und Kinderarbeit in Äthiopien betroffen sind. Adamluks Mutter konnte nicht mehr für ihren Sohn sorgen, die neuen „Besitzer“ waren auf eine zusätzliche Arbeitskraft angewiesen, nachdem alle ihre eigenen Kinder bereits ausgezogen waren.

 

Für viele Betroffene scheinbar eine Win-Win-Situation. Wie ein Gegenstand wurde Adamluk für zwei Jahre „verpachtet“ und gehört so lange völlig fremden Menschen, für die er bis zu 16 Stunden, sieben Tage die Woche arbeiten muss. Freizeit oder Kontakt zur Familie werden oftmals verweigert. Der ausgehandelte Preis, den seine Mutter für diesen Handel bekommt, ist eine Ziege und 1.000 Birr, was umgerechnet 30 Euro bedeutet.

 

Mittlerweile sind diese zwei Jahre abgelaufen. Ob der Junge zurück zu seiner Familie gehen durfte?

 

30 Euro für zwei Jahre eines Kinderlebens, in dem das Kind kein Recht hat, diese Zeit selbst einzuteilen. Zumindest mir erscheint diese Summe gering, wenn man berücksichtigt, dass damit Lebenszeit eines Menschen erkauft wird, der nicht einmal die Möglichkeit hatte, selbst über diese Situation zu bestimmen. Die Lebenszeit eines Menschen – eines Kindes – sollte unbezahlbar sein!

 

Eine Summe von Geld bestimmt plötzlich ein ganzes Leben – während man in Deutschland mit der gleichen Summe drei Mal ins Kino gehen kann. Was hätte Adamluk oder seine Mutter mit 39 Euro gemacht? Das bleibt rein hypothetisch…

 

Sind 39 Euro dann viel, die die Gemeinde im Monat spendet? Für mich würde das im Zweifelsfall bedeuten drei Mal nicht ins Kino zu gehen – Adamluk hätte damit vielleicht bei seiner Familie bleiben können. Am Ende gibt es noch so viele Kinder wie Adamluk und zweifellos kann mit dieser Schutzpatenschaft nicht jedem Kind geholfen werden.

 

Aber ist es jedes Leben nicht wert, dass es mit unserer Hilfe ein bisschen besser werden kann?

 

Theresa Waldvogel