Persönliche Eindrücke

 

 

Eine Flusskreuzfahrt auf dem Nil: Traumhaft! So viele Eindrücke! Kaum aus Kairo heraus, fischen die Menschen mit Techniken wie vor 2000 Jahren, bestellen ihre Äcker mit Hacken wie zu pharaonischen Zeiten.

 

Und die Kinder: Es sind sooo viele. Wir sind eine Attraktion, fahren zwischen Kairo und Luxor doch kaum Schiffe. Von weitem hört man sie rufen und pfeifen, sie winken, wir winken zurück und die Freude ist groß!

 

Mithilfe bei der Arbeit ist normal, auch für Vorschulkinder: Mit dem Boot über den Nil zu rudern, um auf der anderen Seite Gras für die Kühe zu holen, Ziegen zu hüten, mit dem Esel zum Grasholen zu reiten: Man traut den Kindern einfach mehr zu. Wer nicht schwimmen kann, muss halt aufpassen, dass er nicht in den Nil fällt.

 

Nachdenklich macht es, wenn Kinder sich unbändig über die Reste unserer Proviantpakete freuen, die unser Guide erbat und verteilte. Für wie reich müssen uns die Kinder halten: 14 Tage lang nichts tun zu können und auf so einem Luxusschiff zu reisen, das uns, nebenbei gesagt, gar nicht so luxuriös vorkam, sondern eher einfach!

 

Theoretisch gibt es eine Schulpflicht, aber es fehlt an Lehrern, Gebäuden und Mobiliar. Selbst in Kairo sind Klassengrößen von 80 Kindern und mehr normal. Wenn ein Schüler nicht zum Unterricht erscheint, freut man sich über eine kleinere Klasse. Gerade auf den Dörfern haben wir viele Kinder gesehen, die nicht zur Schule gingen – meistens waren es Mädchen! Richtige Bildung gibt es nur auf teuren Privatschulen – wer kann sich das leisten?

 

Nach unseren Maßstäben haben diese nur ansatzweise alphabetisierten Kinder keine Chance. Sie werden wie ihre Väter mit der Hacke die Äcker bestellen, sie werden gerade so über die Runden kommen, die Mädchen werden früh heiraten und wieder viele Kinder bekommen. Andererseits: Nur Söhne bleiben zu Hause und kümmern sich um die Eltern, Mädchen ziehen in das Elternhaus des Ehemannes. Wie soll ich es da jemandem verdenken, dass er versucht, wenigstens einen Sohn zu bekommen – vielleicht klappt es beim 7. Versuch…

 

Einen glücklichen Eindruck machten die Kinder schon auf mich: Wenig zu haben, ist normal – das geht allen so. Nicht jeder, der arm ist, ist auch unglücklich!

 

Anders geht es da den Kindern ab Luxor. Sie leben in ähnlichen Verhältnissen wie die Kinder auf den Dörfern zwischen Kairo und Luxor, aber sie kommen ständig in Kontakt mit Touristen, sie sehen, wie gut es uns geht, bedrängen uns. „Munni, Munni“ können schon die Dreijährigen sagen, die ersten Touristen fangen an, Kaugummis, Kugelschreiber, Bonbons, Geld zu verteilen – ich habe mich dabei sehr unwohl gefühlt. Mit einem Kaugummi oder ein paar Piaster ist es doch nicht getan: Das ändert nichts an den Ursachen.

 

Wie man mit den vielfältigen Eindrücken umgeht, bleibt jedem selbst überlassen: Von „solche Reisen vermeiden“ über „Not ignorieren“ bis „von zu Hause aus ein Kind/eine Familie unterstützen“ kann das alles sein. Was sinnvoll ist, liegt auf der Hand.

 

Sabine Blume