Partizipation

Wo stehen wir auf dem Weg in die Zukunft? Ein Kommentar.

 

 

Stufe 1: Die eine oder andere Information im Gemeindebrief fördert Ihre Sympathie mit unserer Gemeinde.

Stufe 2: Bei der Gemeindeversammlung haben Sie ein Mitspracherecht. Das Presbyterium entscheidet.

Stufe 3: Sie gehen zur Wahl. So entscheiden Sie mit, wer im Presbyterium die Verantwortung trägt.

Stufe 4: Sie beteiligen sich als Lektor:in am Gottesdienst. Mit Ihrer Persönlichkeit setzen Sie Akzente.

Stufe 5: Als Gartenteam gestalten Sie die Anlagen selbstverantwortlich.

Diese „Stufen der Partizipation“ machen klar: Einbeziehung, Teilhabe und Mitwirkung geschieht erst auf den höheren Stufen.

 

Und was ist nun mit Kindern und Jugendlichen, mit jungen Erwachsenen? Partizipation?! 2019 gab es in unserer rheinischen Kirche eine erste Jugendsynode. Hier wurden Beschlüsse gefasst, die Beteiligung und Selbstverwaltung von jungen Leuten festschrieben; auch Finanzmittel wurden bereitgestellt.

 

Der Jugendverband „Evangelische Jugend Köln und Region“ veranstaltet seit 2021 regelmäßige Vollversammlungen, auf denen das Projekt Partizipation gelebt und vorangetrieben wird. Mit Julia Körfgen gibt es eine Referentin für Partizipation im Team des Jugendreferates.

 

In unserer Gemeinde Ichthys arbeiten jetzt mit Nadine Pisaric und Paul Wesenburg zwei junge Leute verantwortlich im Presbyterium.

 

Da tut sich was, aber es ist noch ein weiter Weg!

 

Aus meinen zahlreichen Gesprächen in der Schule weiß ich: Viele Jugendliche erleben ihre Gemeinde nicht als partizipationsfreundlichen Ort! Vor allem zeigt die Resonanz auf sonntägliche Gottesdienste, dass sie das Kerngeschäft der Kirche als Veranstaltung von und für Erwachsene wahrnehmen, abgesehen von den – mal kleineren, mal größeren – Angeboten zur Mitgestaltung, vornehmlich in der Konfizeit oder beim Krippenspiel zum Heiligen Abend.

 

Formate, die von Erwachsenen definiert sind, und deren Inhalte ebenfalls von Ihnen festgelegt wurden, dominieren die Beteiligungsmöglichkeiten. Kein Wunder, dass es nur für wenige Jugendliche attraktiv ist, sich selbstwirksam einzubringen.

 

Doch es gibt Gegenbeispiele. Die machen Mut und können eine Kultur der Partizipation fördern, die es jungen Menschen leichter macht, die Kirche für sich zu entdecken und zu gestalten: Teenies, die sich auskennen und mit praktischen Tätigkeiten reinhängen; Teamer, die auf der Konfifahrt Spiele moderieren und für Thema sowie Gestaltung Mitverantwortung tragen; junge Erwachsene, die sich musikalisch einbringen, Freizeiten leiten oder – wie Emilia und David – das Karnevalsprojekt verantworten.

 

Was fehlt? Ein allgemein förderliches Image, dass junge Leute die Kirche als Ort nutzen, an dem sie auf Augenhöhe miteinander (wenn‘s sein muss, auch mit Erwachsenen) Gemeinde sind und leben. „Church next generation“, letztlich geht das nur so!

 

Rolf Lenhartz