Kinder haben Rechte
Von Janusz Korczak vorgedacht, 1989 als UN-Konvention verabschiedet
„Kinder sollen so sein dürfen, wie sie sind. Sie haben das Recht, ihr Leben selbst zu bestimmen.“
„Ein Kind hat das Recht, ernstgenommen, nach seiner Meinung und seinem Einverständnis gefragt zu werden.“
Mit solchen Sätzen war der polnische Kinderarzt und Pädagoge Janusz Korczak (1878-1942) vor 100 Jahren seiner Zeit weit voraus. Noch bis in die Neuzeit hinein wurde Kindern kein Freiraum zugestanden, um sich zu eigenständigen Individuen zu entwickeln. Sie galten als Besitz der Eltern, die mit ihnen tun und lassen konnten, was sie wollten.
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts – infolge der französischen Revolution – wurden erste Verbesserungen hinsichtlich Arbeitszeiten und Gewaltanwendung gefordert. Es dauerte jedoch fast weitere 100 Jahre, bis grobe Gewalt gegenüber Kindern unter Strafe gestellt wurde und sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts allmählich ein Verständnis von Kindheit als geschütztem Lebensabschnitt entwickelte.
In dieser Zeit entwickelte Korczak seine Pädagogik, die in einer aktuellen Monographie mit drei Begriffen zusammengefasst wird: Wertschätzung, Partizipation und Lebensfreude. Doch war Korczak damals ein einsamer Rufer in der Wüste, der sich für Rechte von Kindern einsetzte.
Es folgte nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein langer Prozess mit Etappenzielen, bis endlich im Jahr 1989 die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Als Kinder werden hier alle Menschen unter 18 Jahren definiert, denen alle Menschenrechte zustehen. Anstoß für die Kinderrechtskonvention waren Diskussionen um Aussagen, die bereits 1948 in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen wurden.
Bereits 1959 wurde von den Vereinten Nationen die „Erklärung der Rechte des Kindes“ verabschiedet, in der erstmals „das Kind als eigenständiger Rechtsträger bezeichnet, sowie der Begriff des Kindeswohls eingeführt“ wird. Diese Erklärung hatte jedoch noch keine rechtliche Bindung.
Auch nach dem Jahr des Kindes 1979 dauerte es noch einmal 10 Jahre, bis am 20. November 1989 die Erklärung zu den Kinderrechten einen rechtsverbindlichen Charakter erhielt. Seitdem ist der 20. November als Jahrestag der Internationale Tag der Kinderrechte. Auf den Weltkindertag wird in über 145 Staaten der Welt aufmerksam gemacht, um auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern hinzuweisen.
Jedoch gibt es kein einheitliches Datum. In Deutschland wird der Weltkindertag am 20. September mit einem umfangreichen Programm und vielen Angeboten für Kinder gefeiert.
Liane Scholz